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1) als wir noch jung waren

Es begab sich zu der Zeit, als der Motorrad-Veteranen-Stammtisch Gensingen noch sehr jung war und neben den sechs Gründern erst ganz, ganz wenige Stammtischler hinzu gekommen waren. Es ist gar lange her, große Oldtimer-Motorräder hatten die Wenigsten und so verwundert es nicht, dass kleine Zweiräder vorherrschten und speziell die 250er BMW (R25-27) recht verbreitet war.

So kam es, wie es kommen musste, dass – warum auch immer – ungefähr die Hälfte der Stammtischler BMW fuhren und die andere Hälfte englische Motorräder. Das waren dann zwei Fraktionen, die natürlich immer ihre Späße miteinander machten.

 

Eines Abends näherte sich ein junger Mann dem mit vier Stammtischlern besetzten Tisch und fragte, ob dies der BMW-Stammtisch sei (er fuhr eine R25/3). Während die eine Hälfte der am Tisch sitzenden Gesellen (die BMW-Fahrer) zustimmend nickte, schüttelte die andere Hälfe (die Engländer-Fahrer) energisch den Kopf. Daraufhin fingen alle an, laut zu lachen.

Der irritierte Gesichtsausdruck des Neu-Ankömmlings ist mir bis heute in Erinnerung.

2) Norbert

Es war in der ersten Hälfte der 70er Jahre, als Norbert eine Honda CB 250 SS von 1968 erwarb. Das war die Version mit dem etwas eckigem Tank und Zweifarbenlackierung: oben rot, unten weiß mit Trommelbremse vorn, zwei Zylindern, einem tollen Sound – und – Elektrostarter!

 

Eines Tages parkte er den Boliden vor dem Motorradhändler „Lustenberger“ in Mainz, der damals DIE Anlaufstelle für allerlei Ersatzteile, Kleidung und Zubehör war. Die speziellen Zubehörläden wie Polo, Hein Gericke oder Detlev Louis hatten es noch nicht bis nach Mainz geschafft, sodass auf dem kleinen Platz vor „Lustenberger“ immer etwas Bewegung war.

 

Unser Freund hatte also seine Maschine auf dem Seitenständer abgestellt und drinnen einige Besorgungen getätigt. Zu dieser Zeit waren Seitenständer beim TÜV noch nicht auffällig geworden. Sie waren starr, hatten keinerlei Gummis, Zündunterbrecher oder Federn, die den Fahrer an losfahren hinderten, was der Motorradfahrer von Welt aber eigentlich im Griff hatte.

 

Als Norbert nun den Laden verlassen hatte, hatten sich – möglicherweise aufgrund der Nähe zum Kino – einige Mädels versammelt, die miteinander sprachen und die schmucke Maschine offensichtlich noch nicht bemerkt hatten. Nun wollte er die Damen keinesfalls so davonkommen lassen und ihnen eine ausnehmend coole Darbietung zelebrieren, die sich bleibend in deren Erinnerung festsetzen sollte. Das dies auch gelang, sei hier voraus geschickt.

 

Der Plan wurde sofort beim Anblick der holden Weiblichkeit geschmiedet. Zunächst sollten alle Utensilien (Helm, Handschuhe, Nierengurt) auf dem Motorrad abgelegt werden. Dann würde die Zündung aktiviert und nach einem gekonnten Schwung des rechten Arms sollte der ausgestreckte Zeigefinger der rechten Hand auf dem E-Starter-Knopf landen, der den Motor sofort in Gang setzen würde und – das war wichtig – ohne angeberisches Hochdrehen des Aggregats ein sonores Leerlaufbrabbeln beginnen. Dieses würde natürlich die Aufmerksamkeit des Auditoriums auf den Fahrer lenken, der sich nun in Ruhe unter bewundernden Blicken fertig ankleiden würde. Anschließend wollte der Recke sein Stahlross besteigen, locker mit dem linken Stiefel den Seitenständer einklappen und mäßig geräuschvoll davonbrausen. Bewundernde Blicke waren ihm damit sicher!

 

Der Plan war gut, es folgte die Tat. Nach ablegen der Utensilien auf der Sitzbank wurde der Zündschlüssel ins Zündschloss unter dem Tank gesteckt und die Zündung eingeschaltet. Die Kontrolllämpchen leuchteten auf, die Mädels waren in ihre Unterhaltung vertieft und schenkten unserem Freund keine Beachtung. Das sollte sich nun ändern. Mit gekonnt kreisender Armbewegung erreichte der ausgestreckte Zeigefinger den E-Starter-Knopf. Das Motorrad reagierte sofort. Aufgrund des noch eingelegen ersten Gangs, den Norbert herauszunehmen versäumt hatte, machte die Honda einen Satz nach vorn und kippte unverzüglich auf die linke Seite, ohne dass unser Freund auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte, sie aufzufangen. Helm, Nierengurt und Handschuhe flogen in allen Richtungen davon.

 

Die Mädels hatten ihre Köpfe nun dem Geschehen zugewendet.

 

Der Rest ist schnell erzählt:

 

Norbert hob nun hektisch seine Maschine auf, zog den Helm über seinen knallroten Kopf, schnallte den Nierengurt um und streifte sich eilig die Handschuhe über. Nach erneuter - diesmal unauffälliger – Betätigung des E-Starters fuhr er schnurstracks und ohne Auffälligkeiten davon. Das laute Lachen der jungen Damen hat er wohl bis heute nicht vergessen. 

3) die Zigarre

 

Es ist gaaaaanz lange her, als die Autobahnen noch leer waren, die Winter noch lang und wir noch gaaaaanz viel Zeit zum Motorradfahren hatten. In dieser Zeit fuhr ich gern und oft mit dem Motorrad zum Ring und spulte die berühmten Zehnerkärtchen auf der Strecke ab.

 

Nach jeder Runde traf man sich bei Start & Ziel zum ausgedehnten Plausch, um dann nach getaner „Arbeit“  beim Nett-Wirt (Eifelstuben) in Drees einzukehren.

 

Wir standen also an Start und Ziel und quatschten, als gerade ein ziemlich korpulenter Typ auf seiner weißen Egli Reihenvierzylinder eine Runde begann.

 

An seine Rundenzeit kann ich mich nach all den Jahren nicht mehr erinnern, aber die Show, die er nach seiner Rückkehr darbot, war schon filmreif. Er hielt also nicht weit von uns an, ließ die Egli auf den Seitenständer kippen, zog den Helm aus und öffnete den Reißverschluss, der die Sitzbank mit dem Heckbürzel verband. Aus letzterer zog er dann eine fette Zigarre und steckte sie sich mitten ins Gesicht.

 

Ohne Notiz von uns zu nehmen, hat er sich dann irgendwann davon gemacht.

 

Man kann das finden wie man will – cool war’s allemal.

4) Volker

Von Volker sagt man, dass er selbst seine Unterwäsche nur in England kauft. Englische Motorräder sind seine Leidenschaft, daneben NSU (als sie lang vor dem Krieg noch englisch angehaucht war) und – aus einem unerfindlichen Grund – Horex. BMW, so sagt er immer, hat nach der R5 nie mehr ein richtiges Motorrad auf die Beine gestellt. Volker ist halt einer jener vollbärtigen Windgesichter mit gusseisernem Barbour-Hintern, denen es nichts ausmacht, nach einem anstrengenden Tag  auf zwei Rädern auch noch die ganze Nacht „durchzuknallen“.

 

Von Schottland kommend gibt er seiner 500er NSU von 1934 die Sporen, um rechtzeitig zum Treffen des Motorrad-Veteranen-Stammtischs nach Gensingen zu gelangen, denn wenn dieser eine Veranstaltung organisiert – ob Maiausfahrt, Treffen oder Orientierungsfahrt – da muss man eben einfach hin.

 

Kurz vor London, mitten in der Nacht, ist unser Volker ganz plötzlich im Dunkeln gestanden – die Lima hat sich verabschiedet. Da hat er seine ganze Hoffnung auf einen alten Reserveanker und diverse Kleinteile gesetzt, die er halt dabei hatte; aber da gab’s noch ein Problem: um die Lima auszubauen, muss das Öl aus dem Primärkasten raus und um auch heil in Gensingen anzukommen, muss es hinterher wieder rein. Woher nimmst Du aber hier mitten in der Nacht ein Gefäß her?

 

Volker schaut sich um. Einige hundert Meter entfernt leuchtet ebenso hell wie einladend der Parkplatz eines Hotels. „Prima“, freut sich Volker, „die Lichtverhältnisse laden zum Basteln ein.“  Volker schiebt seine NSU die paar hundert Meter auf den Parkplatz. „So, Licht hätten wir mal, aber das Gefäß…“; indem er sich umschaut, fällt sein Blick auf ein Auto mit der Aufschrift >>just married<<, an dessen hinterer Stoßstange viele, viele Dosen angebunden sind. „Hei, die kommen mir gerade recht“, denkt Volker und konfisziert kurzerhand ein halbes Dutzend von ihnen, um das Öl aus seinem Primärkasten umweltschonend während der Reparatur zwischenzulagern. Tatsächlich ist die Anker-Isolierung aufgelöst und bald kann es, nachdem der „neue“ Anker und noch zur Sicherheit der Reserve-Regler eingebaut sind, weitergehen.

 

Spät nachmittags erreicht er das Veteranentreffen in Gensingen und erzählt uns seine Story. Er muss sie heute noch oft erzählen, diese Geschichte, die immer mit den Worten endet: „‘s Hochzeitspärche hat jetz e Lebe lang Unglück, weil mir die Büchse abhgeschnitte habbe.“

 

 

 

5) die R 90 S

Ich kannte mal einen, der hatte so um 1980 eine gebrauchte 76er BMW R90S in Daytona Orange erworben.  Nach diversen Hondas war das Gerät nur sehr mühsam dazu zu bewegen, sich flugs in die Kurve zu legen bzw. die Schräglage zu wechseln.  Überhaupt war die Fahrerei mit dem steifen und bockigen Gerät eher anstrengend als entspannend. Mit der Zeit konnte man sich zwar damit anfreunden, aber ich erinnere mich an einen unangenehmen Vorfall, als er die BMW erst wenige Tage hatte.

 

Der BMW-Neuling ist vom Bedürfnis beseelt, das Getriebe ohne laut und weithin hörbares >KLACK< zu schalten und dies durch allerlei Bemühungen auszuprobieren. Nun hatte es an diesem Tag geregnet und er fuhr im Rheingau einige winzige Sträßchen entlang, wobei er in ein Dorf gelangte, das mit den kleinen Basalt-Kopfsteinen gepflastert war. Versuchend das> KLACK< beim Zurückschalten am Ortsschild zu unterdrücken, hat unser Freund wohl zu wenig Zwischengas gegeben. Jedenfalls hat das Hinterrad beim Einkuppeln ziemlich derb die Haftung zum glitschigen Untergrund aufgegeben, worauf er postwendend vom Krad viel und auf dem Po (er hatte eine Regenkombi an) hinter der R 90 S her rutschte, die auf den beiden Rädern und dem rechten Zylinderkopf vor ihm her schlitterte.

 

Unangenehmerweise parkten links Autos und so war es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Maschine irgendwo einschlug. Nun war die Straße ziemlich stark zum Rand hin gewölbt und so schlitterte das Gerät zusehens nach links hinüber, verlor dabei aber erheblich an Geschwindigkeit. Plötzlich tauchte links eine Parklücke auf. Die BMW rutschte weiter zum Straßenrand hin und blieb schließlich exakt in dieser Parklücke stehen, ohne davor eines der parkenden Autos berührt zu haben.  Ich sagte stehen, nicht liegen, da die Straße so stark gewölbt war, dass die R 90 S nicht umgefallen war!!!

 

Der Rest ist schnell erzählt. Der Zylinderkopf-Deckel war natürlich durch, der Kipphebel-Lagerbock nur ganz leicht angeschliffen. Ein Telefonat mit einem Freund verschaffte unserem Freund eine halbe Stunde später einen (gebrauchten) Ersatzdeckel – und die Fahrt konnte weiter gehen. Man muss halt auch mal Glück haben im Leben.

6) "Pling"

Es begab sich zu der Zeit, da ich eine Adler erstanden habe. Natürlich hatte sie bei glühenden Sommertemperaturen einen Fresser, den ich beseitigen musste. Nach dem Lösen der Zylinderfußschrauben habe ich leider eine Unterlegscheibe vergessen, die auch prompt beim Abheben des Zylinders ein leises "Pling" von sich gab. Nur ein einziges "Pling" wohlgemerkt! Danach war Stille. Auf dem Boden und in diversen Ritzen des Motorrads war nichts zu finden. Auch die Hilfe meiner Tochter fruchtete nicht. 

So langsam nährte sich der Verdacht, dass besagte Scheibe möglicherweise an der Kurbelwelle vorbei den Weg ins Innere des Motorgehäuses gefunden hätte. Sch, na das kann ja heiter werden. Mit diversen Hilfsmitteln versuchte ich den Raum um die Kurbelwelle zu "erleuchten", aber nichts kam zum Vorschein. Aus verschiedenen Gründen scheute ich mich, den Motor ganz zu zerlegen, sodass ich auf die Idee kam, ein (leider nicht ganz billiges) Endoskop zu erwerben. Gesagt, getan. Der gesamte Bereich wurde unter die Lupe genommen, jedoch die Unterlegscheibe blieb verschwunden.

Nachdem alle notwendigen neuen Teile besorgt, der Kolben angepasst und alles wieder montiert war, räumte ich mein Werkzeug wieder in die zugehörigen Fächer ein. Darunter war auch eine Nuss, die partout nicht in die vorgesehene Einbuchtung im Nusskasten rutschen wollte. Genaueres Hinsehen brachte die Erklärung: Die ölige, vermisste Unterlegscheibe steckte hochkant im Fach der Nuss absolut unsichtbar!

Inzwischen konnte ich das Endoskop nochmal verwenden; ein Zahnarztspiegel hätte es aber auch getan 

 

7) aus dem BSA-Club

8) die 350er

Ich kannte mal einen, der hatte sich ne Honda CB 350 SS, Baujahr 71 in Teilen gekauft. Das muss so um 1976 gewesen sein. Irgendwer hatte die mal zum Chopper umgebaut und so war ne 450er Gabel mit Gabelbrücke drin, die oben am Standrohr durch eingeschraubte Rundeisen verlängert war.

Unser Freund hat das Gerät dann nach bestem – noch nicht ausgeprägtem - können restauriert, was aber, wenn man die komplette Unkenntnis bedenkt, gar nicht so schlecht gelungen war. Nun, da das Gerät endlich lief, stand die Fahrt zum TÜV an.

Nun ja, es bleibt zu erwähnen, dass er die Gabelverlängerungen abgeschraubt hatte und so sah alles ganz manierlich aus. Leider war die Achse im 350er Vorderrad kürzer als die 450er Gabel breit war, was unser Freund dadurch ausglich, dass er von außen ein Röhrchen in die Gabel mit einklemmte, so dass für den flüchtigen Beobachter der Eindruck erweckt wurde, als schaue die Achse dort heraus.

Leider fehlten noch die Distanzstücke unter den Lampenhalter, die er innovativ durch Schaumstoff Rohrisolierungen ersetzte. Schließlich störte nur noch das austretende Gabelöl aus den Simmeringen, was sich aber durch Ablassen desselben leicht beheben ließ.

So gerüstet ging’s zum TÜV.

 

Alles in allem hinterließ die 350er dort einen guten Eindruck. Alles war stabil, nichts wackelte, alles war scheinbar auf seinem Platz. Die Probefahrt durch den Prüfer hatte keinerlei Beanstandungen gegeben. Zu guter Letzt kam nur noch die Kontrolle der Scheinwerfereinstellung. Fatalerweise hatte unser Hobbyschrauber selbigen etwas zu tief eingestellt, was unser freundlicher, hilfsbereiter TÜV-Prüfer dadurch behob, dass er den Scheinwerfer in die richtige Position bewegte, wo er normalerweise auch stehengeblieben wäre – wenn, ja wenn da nicht die Schaumstoff-Rohrisolierungen gewesen wären. Es machte also „blubb“ und der Scheinwerfer schnurrte wieder in die alte Position! Dieser – und nur dieser – Umstand bewegte nun den Prüfer zu der Annahme, dass da irgendetwas nicht stimme und man solle dies beheben. Gott sei Dank baute unser Freund nun eine passende 350er Gabel ein und hat diese Abenteuer somit höchstwahrscheinlich überlebt …

9) Das Erprobungsfahrzeug

Es muss so um 1982 gewesen sein, als einige motorradfahrende Menschen in meiner Umgebung irgendwelche allradgetriebene Geländefahrzeuge als zusätzliche Freizeitbeschäftigung ausgemacht hatten. In diesem Dunstkreis gab es einen jungen TÜV- Ingenieur, der die Inhalte seiner Lehrgänge und Erkenntnisse regelmäßig mit seinem Freundeskreis teilte. Einmal kam er mit der Nachricht, dass es einen §29 II der STVZO gäbe, nachdem man ein Fahrzeug, dass eine ABE besitze, als Erprobungsfahrzeug melden könne und (Zitat) zwei Meter breite Reifen montieren dürfe. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe und so machte sich am anderen Tag einer der Recken auf den Weg zur Zulassungsstelle, um seinen Jeep als Erprobungsfahrzeug zu melden.

Die freundliche Dame hinter dem Tresen des Amtes verwies natürlich sofort darauf, dass erst einmal ein Antrag zu stellen sei, was unser Freund mithilfe der mitgeführten Beck-Ausgabe der STVZO negierte, da dort „melden“ und nicht „beantragen“ abgedruckt war. Nun kam der Zulassungsleiter ins Spiel, der einen erheblich umfangreicheren Gesetzestext mit sich führte, aber in der Eile nichts finden konnte, was das Problem zumindest erheblich verzögern konnte. So wurde sein Einwand, dass man doch ein Schriftstück benötige, dadurch pariert, dass unser Freund dieses spontan handschriftlich auf einem Blatt Papier verfasste. Nun stand dem Verwaltungsakt nichts mehr im Wege und der Status Erprobungsfahrzeug wurde eingetragen. Unser Freund ging froh nachhause und berichtete dem Freundeskreis vom Gelingen des Anliegens.

Am folgenden Tag machte sich ein weiteres Mitglied des Freundeskreises auf den Weg zur Zulassung um dort sein Anliegen vorzutragen, man möge doch bitte seine BMW R 75/5 als Erprobungsfahrzeug eintragen. Die freundliche Beamtin konnte ihm daraufhin sofort die Antwort geben: „Da war gestern schon mal einer da; da ist uns leider ein Fehler passiert; wir wissen aber nicht mehr, wer das war.“

Nun, der §29 II besagte eigentlich (in bestem Beamtendeutsch), dass nur Inhaber einer ABE (also Fahrzeughersteller) Erprobungsfahrzeuge melden dürfen!

 

Auf der TÜV-Dienststelle des jungen TÜV-Ingenieurs hing viele Jahre eine Kopie des Fahrzeugbriefs mit der Erprobungsfahrzeug-Eintragung zur allgemeinen Erbauung am Schwarzen Brett.

10) 2x Feuerwehr-Wohnmobil

Ich kannte mal einen, der hatte ne alte Feuerwehr erworben. Das war ein Mercedes-Langschnauzer mit Tank-Aufbau. Diesen wollte er nun unbedingt als Wohnmobil ausbauen. Er Erschuf (nach Entfernen des Tank-Aufbaus) mithilfe diverser Vierkantrohre und viel Schutzgas einen Aufbau hinten, der dann auch wie ein Alkoven vorn über die Doppelkabine ragte. Das Ganze wurde mit Holz beplankt und mit Jugendstil-Fenstern aus einem alten Gebäude verfeinert. Endlich ging‘s zum TÜV. „Ja das geht ja gar nicht, ein Holzaufbau, leicht entflammbar“, meinte der Prüfer, was zu einem Termin beim nächsten TÜV führte. „Holzaufbau, schwer entflammbar“ meinte dieser und widmete sich der Bremsanlage. „Die Hinterradbremse bremst zu gut“ meinte er daraufhin „da müssen Sie einen Bremskraftminderer einbauen“, strich im Prüfbericht die Rubrik „Bremse Wirkung“ ohne weitere Kommentare an und schickte den Delinquenten wieder nachhause. Unser Freund wartete nun, bis der TÜV-Prüfer seinen freien Tag hatte und fuhr wieder vor. „Ei die Bremse wirkt ja super“ bemerkte daraufhin der Kollege und so konnte der Wagen endlich auf den Verkehr losgelassen werden.

 

 

Inzwischen war es Winter geworden und unser Freund besuchte einen Kumpel im Taunus. Am Morgen lag viel Schnee und Er musste sich mit seinem Wohnmobil aus einer Parklücke rangieren. Als er dann losfuhr, zog der Langschnauzer-Mercedes ganz schlecht. Irgendwie kam er gar nicht so recht in die Gänge. Plötzlich gab es einen Ruck und der LKW fuhr wieder Einwandfrei. Gleichzeitig sah unser Freund im Rückspiegel, wie aus dem Nichts ein Opel-Kadett erschien und sich quer auf die Straße stellte. Wie sich später herausstellte, hatte er beim Ausparken den hinter ihm parkenden Opel-Kadett mit dem Kugelkopf der Anhängerkupplung unter dessen Stoßstange eingehakt und ein gutes Stück mitgezogen. Vor Aufregung hat er nun gewendet und dabei einen entgegenkommenden Ford übersehen, der ihm prompt in die Seite fuhr. Mist! Also Polizei angerufen, die dann den Unfall Klären sollte. Originalton des Polizisten:“ Also Sie sind der Fahrer des Fords und Sie sind der Fahrer des LKWs. Und wo ist der Fahrer des Opels?“ …

11) Munga bei Hochwasser

Nun; die Protagonisten des nun zu erzählenden Ereignisses kennt ihr ja inzwischen. Es war der Mensch mit dem Feuerwehr-Wohnmobil, der einen DKW Munga Geländewagen erworben hatte und der junge TÜV-Ingenieur aus der Erprobungsfahrzeug-Story.

Es begab sich, dass Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrtausends der Rhein ordentlich Hochwasser führte und besagte zwei Freunde unbedingt eine Fahrt ins Hochwassergebiet unternehmen wollten. Geistesgegenwärtig hatte ich seinerzeit ihre Einladung mitzufahren abgelehnt und so ist mir die nun folgende Begebenheit glücklicherweise erspart geblieben. Vorausschicken möchte ich noch, dass ich mich am nächsten Tag wunderte, dass das Lenkrad des völlig verdreckten Mungas von einer dicken Wurst aus getrocknetem Schlamm überzogen war, was auf meine Nachfrage das folgende Erlebnis zutage brachte:

Also man fuhr zum Rhein herunter. Die Ufer waren großflächig überflutet und es machte viel Spaß auf den Wiesen im nicht allzu tiefen Wasser herumzufahren. Plötzlich wurden die beiden Recken zweier Geländer ansichtig, die parallel voneinander aus den Fluten ragten, wobei es sich nur um die seitliche Begrenzung einer kleinen Brücke handeln konnte. Dem war auch so. Sie fuhren darüber und freuten sich über die Fahrt in diesem Überflutungsbereich. Rasch entdeckte man eine Allee, die man als Begrenzung einer Straße ausmachte und die man nun entlangfuhr. Etwas merkwürdig war lediglich, dass der Abstand zur linken und rechten Baumreihe sich zunehmend verringerte. Das Ganze endete damit, dass am Ende nur noch ein Baum genau in der vermeintlichen Straßenmitte genau vor ihnen stand. Nach vorn, nach rechts und nach links breitete sich Wasser aus – viel Wasser, eigentlich nur Wasser. Sie beschlich die Befürchtung, dass sie nun wohl das reguläre Ufer des Rheins erreicht hätten und eine Weiterfahrt sich nicht mehr empfehle. Konsequenterweise hielt man den Geländewagen an. Kaum stand das Fahrzeug, spürten die beiden, dass die Reifen im aufgeweichten Boden einsanken. Der Versuch, sofort rückwärts (vor ihnen war ja der Baum) freizukommen, scheiterte kläglich. Rundherum gab es nur Wasser (und eine scheinbare Allee von Bäumen).

Glücklicherweise hatte man einen Wagenheber dabei, den man nutzen wollte, einzeln die Räder anzuheben und mit Holz zu unterfüttern, damit man sich anschließend freifahren könnte. Leider schwimmt Holz und so war es am Ende nicht möglich, Holzbalken und Äste unter den Reifen zu platzieren, da diese sofort zur Oberfläche zurückschnurrten. Im tiefen Schlamm ging im Rahmen der Bergungsversuche noch diverses Schuhwerk auf nimmer wiedersehen verloren.

 

Unsere Freunde traten also zu Fuß (durchs Wasser) den Heimweg an, holten (inzwischen war die Nacht hereingebrochen) einen Greifzug und fuhren wieder zum Munga. Aufgrund der Alleebäume konnten Sie das Stahlseil des Greifzugs am Munga und den Bäumen befestigen und den Munga Stück für Stück bergen. Nach einigen Stunden war das Kunststück vollbracht und sie konnten auf eigener Achse den Heimweg antreten …

12) Handschellen

Es begab sich zu jener Zeit, als ich noch viel jünger war und in der großen Pause am Zaun des Schulhofs meiner Schule stand, als mein Kumpel Conrad, der mittlereile eine andere Schule besuchte, plötzlich zu Fuß auftauche und DRINGEND meinen Klassenkameraden Norbert suchte. Danach verging viel Zeit, in der es zu Ereignissen kam, die ich Dir, lieber Leser, unmöglich vorenthalten kann:

Besagter Conrad fuhr zu dieser Zeit ein Kreidler-Mokick (mit Versicherungskennzeichen), das mit einem 5,8PS Kleinkraftradmotor aufgewertet und mit diversen Tuningteilen leistungsgesteigert war und somit an die 100 Km/h lief.

Als er nun flott in Wiesbaden unterwegs war, bemerkte er zu spät das gün-weiße Fahrzeug mit blauer Rundumleuchte auf dem Dach, welches seine zügige Fahrt abrupt unterbrach. Der Aufforderung, nun gemeinsam zu einer Kreidler-Werkstatt zu fahren, musste der Deliquent natürlich irgendwie entgehen, was ihn zu nachfolgendem spontanen Plädoyer beflügelte.

Unser Freund erklärte den Beamten, dass er nun unmöglich mitkommen könne, da er jetzt gleich eine Klassenarbeit schriebe und dass er ohne diese Leistung totsicher sitzen bliebe und es somit nun am Entgegenkommen der grün gewandeten Herren läge, wie seine weitere schulisch Karriere verliefe.

Die beiden Polizisten hatten ein Einsehen, ließen ihn zu seiner Schule fahren und sicherten seine Kreidler mittels Handschellen am Fahrradständer auf dem Schulhof. Schließlich ließen sie ihn wissen, er möge doch nach der Klassenarbeit auf der Wache vorsprechen und man würde im Anschluss die Prüfung bei einer Kreidler-Werkstatt vornehmen.

Natürlich gab es keine Klassenarbeit. Unser Freund kam schnurstraks zu meiner Schule, da er wusste, dass mein Klassenkamerad Norbert noch einen funktionsfähigen Kreidler-Mokickmotor in seiner Garage beherbergte. Dieser verabschiedete sich ebenso schnurstraks aus dem Unterricht, sie fuhren zur Garage, holten Motor sowie Werkzeug und fuhren schlussendlich zur Kreidler auf dem Schulhof. Dort wurde der Mokickmotor eingebaut und der Kleinkraftmotor wiederum in die eben erwähnten Garage gebracht.

Conrad lief daraufhin zum Polizeirevier.

Die freundlichen Beamten entfesselten die Kreidler und man fuhr gemeinsam zur Kreidler-Werkstatt. "Das ist ein völlig serienmäßiger Mokickmotor," erklärte der Werkstattmeister den beiden Beamten, "wissen Sie, die fahren alle etwas schneller."

13) Nächtliche Hilfe

Die Begebenheit bringt uns zurück in die 60er oder 70er Jahre. Unser Volker fuhr mit seiner Horex Imperator nachts durch London und wollte natürlich seine Fähre Richtung Isle of Man erreichen. Es war schon sehr spät und der Verkehr in der Stadt hatte sich weitestgehend entspannt.


Leider hatte der Motor der 2-Zylinder-Horex zunehmend Aussetzer, was unseren Recken veranlasste, deutlich schneller als die erlaubten 30 Miles zu fahren, um so die Fuhre einigermaßen bei Laune zu halten.


Das konnte natürlich nicht lange gutgehen und so wurde er von zwei Motorradpolizisten abbrupt gestoppt.
Volker erklärte den Herren seine Not und diese bedeuteten ihm - nicht zuletzt angesichts der schönen Maschine - sich mal an die Seite zu setzen - sie würden das schon richten.


Und so schraubten die beiden Polizisten an Volkers Horex, während dieser am Straßenrand saß und dem Geschehen zuschaute. Tatsächlich hatten die beiden hilfsbereiten Beamten auch schon bald eine nicht mehr ordnungsgemäß funktionierende Zündkerze als Ursache des Ungemachs ausgemacht. Natürlich hatte Volker Ersatzkerzen dabei und so konnte er die Fahrt hocherfreut fortsetzen - nicht ohne die deutliche Ermahnung der beiden Ordnungshüter, er möge doch fortan die 30 Miles Geschwindigkeitsbegrenzung beachten...

14) Winterfahrt

In den 70ern hatte ich mal ne 500er Honda, mit der ich ganzjährig unterwegs war. Natürlich war das Geld knapp und die Lederkombi war nicht wirklich Winterfest. Um der Kälte zu trotzen, hatte ich mir eine Tageszeitung vor die Brust in die Kombi gestopft und die dünne Regenkombi hielt leidlich Wind und Feuchtigkeit fern. So ging es bei Minusgraden über die Aurobahn und es kam der Moment, da die Finger gefühllos wurden und die Knie sich wie Eisklumpen anfühlten. So verließ ich die Autobahn und stoppte an einem Kiosk, um mich mittels einer Tasse heißem Kaffee wieder ins Leben zurückzubringen.


Ich klappte also den Seitenständer aus und versuchte abzusteigen. Ging nicht. Alles war steifgefroren und so ließ ich mich links am Motorrad heruntergleiten, bis ich neben diesem auf dem Asphalt lag. Aufstehen konnte ich und näherte mich dem Kiosk. Ich bestellte einen Kaffee mit dem Hinweis, ich könne erst zahlen, wenn ich meine Hand wieder in die Jackentasche bekäme.


Irgendwann hatte die freundliche Dame noch mal unaufgefordert nachgeschenkt mit den Worten: "Ich hab heut ein Herz für die Motorradfahrer."

15) Doppelscheibe

Es war in den 1970ern (inzwischen muss man ja zusätzlich das Jahrhundert nennen), als ich eine Honda 500/4 fuhr, welche die Telegabel der CB 750/4 und auch deren Tank hatte. Nun wackelte die in Kurven gottserbärmlich und es war klar, dass eine 2. Bremsscheibe vermutlich eine Besserung des Fahrverhaltens bringen könnte (was in der Tat auch zutraf).

Nun hatte ich mir im Laufe der Zeit die 2. Scheibenbremse, den linken Bremssattel und diverse Kleinteile gebraucht zusammengekauft, jedoch waren die Befestigungsschrauben der Bremsscheiben ja nun zu kurz geworden.

Die Adresse für besondere Honda-Anforderungen war seinerzeit Honda-Schuh im Süden Frankfurts. Also nichts wie hin. Ich betrat also den Laden und brachte mein Anliegen vor. Der in einen grauen Kittel gewandete Herr hinter dem Ladentisch schaute mich nur an und überlegte.

Er schaute auch nicht im Ersatzteilkatalog nach, nein, er schaute gewissermaßen durch mich hindurch in die Ferne.

Schließlich griff er in die Tasche seines grauen Kittels und legte die Schrauben auf den Tisch.

 

 

16) Elefantentreffen

Es liegt gar viele Jahre zurück. Zwei Freunde von mir fuhren jedes Jahr zum Elefantentreffen am Salzburgring. Leider war ihr Zelt in die Jahre gekommen und es tröpfelte etwas.

Im Nachbarzelt waren einige Herren zugange, die das Treffen in/aus vollen Zügen genossen. Des Nachts musste einer der Recken sich erleichtern, was dieser (unter schwerlich misszuverstehenden Kommentaren seiner Zeltgenossen) in einen Kochtopf verrichtete.

 

Irgendwann ging nun auch dieses Treffen zu Ende und es stellte sich heraus, dass die rustikalen Nachbarn aus alter Tradition heraus immer am Ende des Treffens eine rituelle Verbrennung ihres Zelts zelebrierten.

Hier nun fassten sich die beiden Freunde ein Herz und fragten die Nachbarn, ob es nicht denkbar wäre, deren fast neues, gutes, 

wasserdichtes Zelt gegen ihr löchriges, abgewetztes, tröpfelndes Zelt zu tauschen und eben dieses rituell (sozusagen ersatzweise) zu verbrennen. Das Ansinnen wurde akzeptiert und die freundlichen Nachbarn boten sogar einen Kochtopf an, was unsere Freunde jedoch dankbar ablehnten.

 

 

Das eingetauschte Zelt leistete noch viele Jahre auf Elefantentreffen gute Dienste und wenn es nicht verschlissen ist, dann ist es dicht bis heute ...

 

 

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17) Unverhofft

Es begab sich zu der Zeit, als unser Freund mit der R90S so langsam mit seiner Maschine besser zurecht kam und an einem Tag mit wenig Verkehr in Mainz auf der Straße parallel des Rheins entlangfuhr. Just in diesem Augenblick wurde er dreier junger Damen gewahr, die auf dem Bürgersteig in die gleiche Richtung wie er unterwegs waren und ihn auf seiner schönen Maschine offenbar noch nicht bemerkt hatten.

Die R90S verfügte - im Gegensatz zu anderen /6er BMWs - werksseitig über einige leistungssteigernde Bohrungen, die, wenn man ordentlich Gas gab, ein sonores Ansauggeräusch erzeugten. Eben dieses gedachte unser Freund nun auch einzusetzen, um die Blicke der jungen Damen auf sich zu ziehen. Es machte also deutlich hörbar "OOOOOO" und er überzeugte sich durch einen Blick nach rechts zum Bürgersteig, ob die Damen auch wirklich zu ihm schauten.

Als er seinen Blick wieder nach vorn wandte, musste er mit erschrecken feststellen, dass die vor ihm liegende Ampel inzwischen auf Rot

gesprungen war und einige PKWs vor ihm auf seiner Spur angehalten hatten.

Im Verlaufe der sofort eingeleiteten Vollbremsung geriet sein Vorderrad auf einen Richtungspfeil, wodurch dieses zur Seite wegrutschte, was wiederum Maschine und Fahrer zu Fall brachte.

 

Letzterer hob sie dann eiligst wieder auf und fuhr (die Ampel zeigte wieder grünes Licht) - ohne erneuten Blick zum Bürgersteig - davon.

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